Autoren: Alecke, B., Schaden, B., Untiedt, G., Wilhelm, M.
1999

Mitarbeiter: Kronjäger, E.
Hrsg.: ifo Institut für Wirtschaftsforschung: ifo studien zur strukturforschung 28/II
ISBN: 3-88512-362-2
ISSN: 0176-0874

Die Globalisierung spielt in der gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Diskussion eine herausragende und kontroverse Rolle. Mit der Globalisierung wird eine Intensivierung des Welthandels und ein verschärfter Standortwettbewerb der Volkswirtschaften um international mobile Produktionsfaktoren verbunden, der die nationale Wirtschaftspolitik vor neue Herausforderungen stellt. Einige Dis­kussionsteilnehmer befürchten eine zunehmende Ungleichheit in der nationalen Einkommensverteilung und der internationalen Einkommensentwicklung und warnen gar vor einer "Globalisierungsfalle".

Im Zusammenhang mit neuen Informations- und Kommunikationstechnologien wird vielfach angeführt, daß diese das Potential zur Globalisierung der Unter­nehmensaktivitäten gesteigert haben. Die Verbesserung der Kommunikations­technologien habe dazu geführt, daß die wirtschaftlichen Aktivitäten von Zweig­niederlassungen, Zulieferern, Kunden oder Kooperationspartnern im Ausland besser und kostengünstiger koordiniert werden können. Der Einsatz von luK­Technologien erlaube beispielsweise, die Aufspaltung von Produktionsprozes­sen, um Standort- und Größenvorteile zu erzielen, und erhöhe die Exportfähig­keit von Dienstleistungen.

Während unstrittig ist, daß die Globalisierung durch die qualitativen und quantitativen Fortschritte der IuK-Technologie wichtige Impulse erhalten hat, ist ihr Stellenwert im Kranz der Determinanten nicht eindeutig bestimmt. Schon die Tatsache, daß bereits vor dem Ersten Weltkrieg die internationale Handelsverflechtung ein mit heute vergleichbares Niveau erreicht hatte, läßt Zweifel an der überragenden Rolle der luK-Technologien aufkommen und verdeutlicht, daß eine differenzierte Betrachtung angemessen ist. Eine weitere Unzulänglichkeit in der Globalisierungsdebatte besteht darin, daß die Nachteile zu stark betont, die damit verbundenen Vorteile aber nicht entsprechend berücksichtigt werden. Diese beiden Defizite der gegenwärtigen Diskussion sollen im Rahmen der vor-liegenden Untersuchung angegangen werden. Das primäre Ziel liegt in der Beantwortung einer zweigeteilten Fragestellung: Zum einen ist zu fragen, welche Konsequenzen die Globalisierung für den Strukturwandel hat, zum anderen welche Rolle die modernen IuK-Technologien bei der Globalisierung spielen.

Bei der Durchführung des Forschungsvorhabens und zur Beantwortung der aufgeworfenen Fragen wird an den Ursachen und Wirkungen der Globalisierung angesetzt. Es werden verschiedene methodische Ansätze verwendet, die aus der ökonomischen Theorie und den empirischen Fakten hergeleitet werden müssen. In der ersten Phase erfolgt eine Auswertung und Analyse der theoretischen und empirischen Literatur, die sich mit Globalisierung und IuK-Technologien befaßt. Dem schließt sich eine Analyse und Auswertung nationaler und internationaler statistischer Quellen an. Dabei wird die Entwicklung der außenwirtschaftlichen Verflechtungen untersucht. Da die Statistiken und auch vorliegende Befragun­gen kaum Aussagen zur Bedeutung der Fortschritte in der luK-Technologie für die Globalisierung und zu den Wechselwirkungen zwischen IuK und Globalisie­rung zulassen, wurde eine schriftliche Befragung bei deutschen Unternehmen durchgeführt. Neben der Gewinnung von Informationen über den Stand der Globalisierung in deutschen Unternehmen verfolgte die Befragung das Ziel, im theoretischen Teil entwickelte Hypothesen über die Wechselwirkungen zwi­schen IuK-Technologien und der Internationalisierung von Unternehmensakti­vitäten zu überprüfen.